Unglaubliche Pässe - von Abancay nach Uripa

Die zweite Nacht verbringen wir in Uripa in einem traumhaft schönen Garten. Das Hotel wirkt wie noch nicht fertig oder wie aufgegeben, aber die Rezeption ist wohl von der Tochter besetzt, die völlig freundlich uns das Camping im Garten ermöglicht, uns die baños zeigt, alles für 15 Soles (knapp 4 Euro), aber die Kommunikation ist extrem schwierig, nahezu unmöglich. Hierher hatten uns zahlreiche Kurven, Spitzkehren, Höhenmeter rauf und runter gebracht. Mittagspause in Andahuaylas führt uns nach verschiedenen Versuchen erneut in ein Chifa-Restaurant und anschließend in ein sehr nettes Café an der Plaza, beide Orte mit WLAN. Insgesamt deutlich besser als am Vortag, auch wenn Hans zunächst das falsche Essen bekommt. Lasse wollte am Tag zuvor auf dem Weg nach Abancay - wie am liebsten dreimal am Tag - Pollo mit Reis. Wir setzen uns in Limatambo, einem kleinen Ort am Wegesrand, in einem der zahlreichen typischen Restaurants, das draußen eine Tafel mit Gerichten (u.a. Pollo) stehen hat, an einen Tisch und bekommen, ohne gefragt zu werden, eine Hühnersuppe mit Graupen serviert. Interessant. Tut aber gut,  ist wieder nur ganz wenig gewürzt und das leider mit viel Koriander...als nächstes wollen sie uns Apfelsaft servieren, doch wir wollen lieber etwas anderes bestellen. Und bevor sie uns auch einfach ein Hauptgericht bringen, fragen wir lieber mal nach. Fisch. Interessant. Wir hätten aber lieber Hühnchen. Das gibt es leider nicht. Nur Fisch. Alles etwas peinlich und blöd, kennen wir die Regeln des Mittagessens in Peru wohl doch zu ungenau, aber wir beenden das Essen, bezahlen nur die Suppe und Getränke und gehen.

Da Hans Zahn immer noch schmerzt, fragen wir in der Apotheke nach dem Antibiotikum, das wir in San Pedro in Chile nur mit einem Rezept bekommen hätten. Nachdem der sehr offene und hilfsbereite Apotheker verstanden hat, dass wir Clindamicina brauchen, ist es überhaupt kein Problem mehr, davon so viel, wie wir wollen, zu kriegen. Die Packungsbeilage gibt er uns auch noch mit. Vorteil oder Nachteil des Landes? Für uns auf jeden Fall gerade ein riesengroßer Vorteil.

In Uripa verlassen wir abends unseren Traumgarten noch einmal und laufen etwas durch die Stadt, wo natürlich auch Markt ist. Bei einer der ersten Frauen bleiben wir stehen, um nochmal Mangos zu kaufen. Sie ist ziemlich unfreundlich und nur bedingt hilfsbereit. Trotzdem kaufen wir auch ein paar Avocados. Und sie hat Früchte, die ich nicht kenne. Ich frage, was das sei. Sie sagt recht unwirsch: Tombo. Ich frage, wie man die esse. Sie bricht mir unwirsch eine auf, darin befinden sich von Fruchtfleisch ummantelte Kerne, die wir einzeln herauspicken und probieren, während die Frau abfällig und leise "Gringos" murmelt, selbst eine Tombo nimmt und auslutscht. Wir amüsieren uns über das "Gringos" und gehen weiter. Überall werden wir angestarrt, hier in diese Gegend kommen kaum Touristen, wir fallen total auf. Ich kann damit gut umgehen, fühle mich nicht mehr als aus einer besseren Welt kommend betrachtet, sondern die Menschen haben irgendwie ihren eigenen Stolz und machen sich über uns lustig. Ich finde es okay, fühle mich damit weit besser, auch wenn es letztlich ebenfalls nur eine Form von Rassismus ist. Auch hier braten Frauen Fleisch, Lasse läuft das Wasser im Mund zusammen. Er darf probieren, während mich eine andere Frau anspricht, die auf dem Boden sitzend Erbsen puhlt. Leider verstehe ich sie überhaupt nicht und sie lacht sich völlig kaputt über mich, spricht belustigt mit den anderen Frauen, also lachen wir zusammen, haben beide Spaß und ich verstehe gar nichts. Lasses Fleisch war übrigens so eklig, dass er es nicht essen konnte, was immer es gewesen sein mag. Wir bummeln durch ein kleines Stück Fußgängerzone, werden weiter angestarrt, besonders auch von den Kindern, aber aich freundlich gegrüßt und angesprochen. An der Markthalle gibt es dann noch gute Fleischspießchen und heute kennen wir uns damit ja bereits aus. In der Markthalle  erzählt uns ein Mann, oben gebe es Kleidung. Ob wir schon so schrecklich aussehen? An einem kleinen Stand, an dem eine ganze Familie mit mindestens fünf Kindern hockt, kaufen wir Churros, worüber diese ganze Familie sich freut und strahlt. Nach unserem kleinen Rundgang haben wir jedenfalls das Gefühl, die ganze Stadt weiß Bescheid, dass die vier Gringos zu Besuch sind.