Denali Highway - mit dem Kanu auf den Tangle Lakes

Es regnet die ganze Nacht und morgens auch. Zwar klingt es im Camper immer noch nach weit mehr Regen, als es draußen wirklich ist, aber so richtig Lust, was zu machen, kommt bei dem Wetter trotzdem nicht auf und sehen tut man von der angeblich traumhaften Bergkulisse gar nichts. Wir verbringen den Morgen tapfer weiter chillend im Camper, Karten spielen, lesen, Wetter verfluchen. Mittags besuchen wir erneut die nette Tangle Lodge, nutzen WLAN, trinken nen Kaffee, quatschen mit dem super netten Inhaber, wägen hundert mal ab, ob wir nun weiterfahren oder auf 15 Uhr mit leichter Wetterbesserung hoffen. Immer hin und her, die Lage ist verzwickt. Schweren Herzens entschließen wir uns zu weiterzufahren, verabschieden uns, steigen ins Auto und fahren nicht los. Es hört auf zu regnen. Am Ende entscheiden wir, wir fahren jetzt trotz des Wetters bei etwa 8 Grad Kanu - klingt bescheuert, finden wir auch, war aber eine richtig gute Entscheidung! Hans und ich nehmen ein offenes Zweierkanu mit Stechpaddeln, Liska und Lasse jeder ein Kajak mit Doppelpaddel. Angezogen wie bei einer Arktisexpedition starten wir auf dem ersten See und freuen uns. Es ist einfach total schön, endlich was machen zu können und was anderes zu machen als auf kurzen Wegen durch Wald zu laufen. Die Sonne kommt ein wenig raus, schaut durch ein Wolkenloch, rechts von uns und hinter uns ist der Himmel allerdings schwarz, der Weltuntergang scheint unmittelbar bevor. Doch wir haben Gegenwind, der stimmt optimistisch. Vorbei an mehreren Biberburgen paddeln wir über den riesigen zweiten See in toller Natur, einige Bergsilhouetten zeichnen sich ab, in der Ferne einige Berge mit Schneefeldern erkennbar. Doch dann kommt auch von vorne sehr deutlich der nächste Regenschauer auf uns zu, rechts kann man ahnen, wie es in der Ferne bereits aus tiefsten schwarzen Wolken schüttet. Wir paddeln schneller, um am Ende des zweiten Sees einen kleinen Strand zum Anlegen erreichen. Dort angelandet, findet Lasse im unbekannten Gebiet erstmal einen Schädel, Elchspuren und Elchkacke. Dann kommt der Regen und wir bauen uns aus allen drei Kanus geschickt mit Hilfe der Bodenunebenheiten ein Shelter. Alle vier sitzen und hocken wir unter unserem großen Kanu, die beiden Kajaks nebeneinander dagegen gelehnt bilden einen weiteren Regenschutz. Arg eng und unbequem, aber halbwegs trocken und ein echt cooles und so schön gemeinsames Abenteuer. Selbst Cookies und Salzbrezeln kann man in der Position noch futtern. Hier wäre wohl die Umtrage in den dritten See gewesen, aber die muss weit sein. Die drei anderen waren kurz auf einen kleinen Hügel gestiegen und konnten ihn noch nicht mal sehen. Angesichts des Wetters und der Uhrzeit verzichten wir auf eine Kanutrage-Expedition durch die Wildnis.

 Als es halbwegs wieder aufhört und der Himmel erneut verspricht, ein bisschen Sonne zu zeigen, steigen wir frierend in die Boote und paddeln uns warm. Unsere Rückfahrt ist ein Traum. Der Wind ist weg, der See liegt halbwegs glatt in seiner ganzen Weite vor uns, die näheren, sichtbaren Berge spiegeln sich wunderschön leicht verzerrt. Wir paddeln mit unseren drei Booten sehr weit auseinander, wodurch der See in seiner vollen Größe und die Natur in ihrer ganzen Schönheit ganz anders erfahrbar wird, wir Menschen so klein, ein bunter Spot in der Unendlichkeit. Jetzt ist es doch super schade, dass wir alle Wertsachen einschließlich der Handys und Kamera an Land gelassen haben und nun keine Fotos machen können.

Lasse entdeckt nahe einer Biberburg einen Biber und paddelt näher dran, Liska entdeckt quasi gleichzeitig rechts von uns auf einer hügeligen kleinen Insel einen Elch. Wir paddeln dorthin und auch Lasse kommt rüber gepaddelt. Wir sehen alle das fellige braune Tier vor einem Busch inmitten des ganzen Gestrüpps stehen und sind alle unsicher, was wir sehen. Es steht mehr oder weniger völlig reglos da, schüttelt nur ab und zu den Kopf, so dass die Ohren wackeln. Elch? Aber so klein? Doch ein Bär? Braune Fellfarbe und der typische Buckel, aber die Ohren passen nicht und die deutliche Trennung von Kopf und Körper sprechen eher für den Elch als für den Bär. Spannend. Wir schauen, wir rätseln und stehen im Paddelboot auf dem riesigen See. Es ist klar, dass Tier muss schwimmen können. Wir einigen uns auf jungen Elch, wundern uns aber, wo die Mama ist, paddeln einmal um die kleine Insel herum, um zu schauen, ob wir noch mehr entdecken. Als wir einmal rum sind, ist auch der kleine Elch spurlos verschwunden. Wir genießen alle vier unsere Kanutour, kommen zu einem seitlichen Zufluss mit viel Strömung und spielen eine Zeit lang mit dieser. Kämpfen ein paar Meter gegen sie an und lassen uns im Miniwildwasser zurück auf den See spülen. Der nächste Regenguss droht, wir paddeln zurück und sehen alle einen ziemlich schnell schwimmenden Bieber, dem wir uns vorsichtig nähern. Mit einem gewaltigen Schwanzschlag taucht er plötzlich ab und ist weg. Eindrucksvoll. Und kurz darauf taucht ein zweiter auf. Liska und Lasse paddeln in seine Richtung, kommen ziemlich nah dran und dann dasselbe Schauspiel, ein starker Schwanzschlag, Wasserfontäne, weg - total cool und von Wasserseite so nah dran auch wirklich besonders. Alaska.

Ein paar Fotos wollen wir doch noch, legen an, ich renne den Berg zur Lodge hoch, wo mich der nette Besitzer schon auf der Terrasse empfängt, wissen will, ob alles okay ist, mir meinen Rucksack mit der Kamera bringt und mich schnell mit dem Quad wieder runter zum See fährt, damit wir die Fotos noch vor dem Regen schaffen. Auch voll cool und einfach einmal mehr unglaublich nett - und die erste Quadfahrt in meinem Leben. Wir sind alle total glücklich, uns doch noch für die Kanutour entschieden zu haben und ein so intensives Erlebnis hatten. Das Glück ist so groß, dass wir uns nun auch noch zwei 16 Inches Pizzen für 52 Dollar gönnen, super lecker und ein toller Ausklang dieses Tages.

Die Bilder bei Google bestätigen uns, es war eindeutig ein Elchkalb.

Wir fahren noch ein Stück weiter, gegen 21 Uhr soll sich nochmal die Sonne zeigen, so dass wir auf etwas Sicht hoffen. Wir finden einen grandiosen Stellplatz auf der Passhöhe, haben eine fantastische Aussicht über das wasserreiche grüne Tal und wenigstens ein paar Bergsilhouetten.

Ja, hat fürs Frühstück auch noch gereicht
Ja, hat fürs Frühstück auch noch gereicht
Blick vom Stellplatz
Blick vom Stellplatz