Certificado de llegada

 

Auch wenn noch der Fahrzeugschein fehlt, ein bisschen der achtseitigen Anleitung, wie wir das Schiff aus dem Hafen kriegen, konnten wir bereits abarbeiten. Ein Besuch im Direccion Nacional de Migracion mitten in Montevideo stand an fuer das Certificado de llegada. Einziges benoetigtes Dokument, Reisepass des Fahrzeugbesitzers und Geld. Laut Anleitung zieht man eine Nummer und wartet, bis man aufgerufen wird. Als wir das Gebaeude betreten, zig Leute und diverse mitten im Raum stehende Schreibtische mit offiziellen Menschen dahinter. Um einen dieser Tische steht eine Traube von redenden Menschen, auch Deutsch dabei. Weit und breit kein Automat fuers Nummernziehen. Aber eine Information. Der Mensch an der Information schwallt uns mit Spanisch zu, das einzige, was wir verstehen, ist la caja und viele Gesten. Wir gehen mal zur Kasse und ernten einen neuen spanischen Wortschwall, den wir angesichts des Laerms in dem riesigen Raum noch nicht mal hoeren, geschweige denn verstehen. Eine Geste weist ein Stueck weiter, ein Tisch, ein Koerbchen drauf und und unsere Ratlosigkeit... dann ein Mann, der gut Englisch spricht und irgendwie schon weiss, was wir brauchen, er nimmt uns den Reisepass ab, schickt uns in den Wartebereich und behauptet, wir werden aufgerufen. Bittere Vorwuerfe von Liska, wie peinlich sich diese unmoeglichen Eltern an der Kasse vorgedraengelt haben, alle Leute haetten ueber uns gelaestert... Dann ploetzlich wirklich ein Aufruf, Hans und ich gehen zum entsprechenden Schreibtisch und nach kurzer Zeit unterschreibt Hans ein wirklich hochoffiziell aussehendes Dokument. Wir werden zur Kasse geschickt, trauen uns nun aber nicht mehr dahin und tun gut daran. Eine Frau erklärt uns, dass wir aufgerufen werden. Puuh, nicht schon wieder peinlich. Wir warten artig und geduldig. Eine grosse Gruppe von Deutschen wird zur unterhaltsamen Warterei, die ganze Gruppe hat ihre Autos fuer eine vierwoechige Reise durch Patagonien verschifft, deren Schiff ist jedoch bereits da, letztlich brauchen sie das gleiche wie wir. Ein erfahrener Mensch, vermutlich der Reiseleiter fuettert uns mit einigen ganz guten Informationen, u.a. dass es eine gute Idee sei, uns den Fahrzeugschein schicken zu lassen, in Argentinien, Chile, Uruguay waere es einfach gut, ihn zu haben, in Peru und Bolivien seien das letztlich 20 DollarFragen... Beim dritten Aufruf bekommt Hans dann auch mit, dass der englischsprechende Mann, ihm seinen Pass zurueckgeben will und ihm vorwurfsvoll mit auf den Weg gibt, Listen! Dont speak! 

Die deutsche Gruppe ist fertig, verlaesst das Gebaeude, wir warten, wir warten und warten... ich vermute schon, sie haben unser Dokument ganz nach unten gelegt, weil wir nicht direkt gehoert haben, dass wir den Pass zuruecknehmen sollten. Und wir warten... Hans und Liska kommen mit einem Mann und einer Frau aus Florida ins Gespraech, der Mann wohnt in Montevideo, die Frau stellt er als Nanny an, und unterhalten sich angeregt. Dann ploetzlich der Aufruf "Mason" und Hans springt eiligst zur Kasse, waehrend ich bei Lasse sitzen bleibe und mich ein kleines bisschen wundere, dass er bei Mason springt, gleichzeitig voller Bewunderung, dass er direkt darauf reagiert und es als seinen Aufruf verstanden hat. Mir kommt der Gedanke, er koennte Hilfe brauchen und ich gehe zu ihm. Aber, alles klar, nur deutlich teurer als erwartet. Hans packt noch Wechselgeld weg, gibt mir das ersehnte Dokument und ich schaue beilaeufig mal drauf... Schock!!! Hans, kannst du fuer das Geld wenigstens UNSER Certificado kaufen!!!(Fragezeichen)(hier sind alle Tasten falsch belegt, finde kein Fragezeichen, keinen Doppelpunkt, keinen Bindestrich, aber sonst gehts) Hans ist auch entsetzt, dreht sich rum zurueck zur Kasse, Frau versteht gar nix, Hans zeigt, Certificado und Pass, Frau versteht nix, englischsprechender Mann versteht, irgendetwas stimmt nicht... Er holt uns von der Kasse weg, versteht etwas mehr, versteht, unser Certificado ist nicht unser Certificado, weiss aber auch nicht, wo unser Certificado ist, gleichzeitig kommen die beiden aus Florida dazu, schauen auf das Dokument und stellen fest, es ist das der Frau... Unfassbar!!!! Und ich hatte mich neben Lasse sitzend, als "Mason" aufgerufen wurde, irgendwie ein bisschen erinnert, dass kurz zuvor bei "Mason" sich die beiden aus Florida bewegt hatten und irgendetwas gemacht hatten. Da Hans nun aber so schnell und zielstrebig auf "Mason" reagiert hatte, war ich vollkommen ueberzeugt, es sei richtig. Nun klaerten der englischsprechende Mann, die beiden Floridianer und wir gemeinsam das gesamte Ding oder wir versuchten es zumindest, alle geht kreuz und quer, jeder diskutiert mit einem anderen in dieser Konstellation, was passiert ist. Nach kurzer Zeit kauften die beiden uns jetzt zunaechst einmal einfach ihr Dokument ab, was schon eine urkomische Situation war, zumal recht viele Scheine und Muenzen hin und hergingen, bis es passte. Unter Gelaechter trennten wir uns und nun suchte der englischsprechende Mann weiter unser Certificado und hatte immer noch nicht klar, dass wir das noch nicht hatten und auch noch nicht bezahlt hatten. Letzteres fuehrte zu einer gewissen Entspannung bei ihm in all dieser Hektik. Er kam zu der Theorie, dass die deutsche Gruppe unser Certificado bezahlt und mitgenommen habe und wir nun das Procedere von vorne durchlaufen muessten. Dafuer durften wir auch an seinem Tisch stehen bleiben, mussten nicht zurueck in den Wartebereich und er meinte zunaechst recht devot "Welcome in the third world". Das haben wir abgewiesen und anschliessend nett mit ihm geplaudert, bis eine Frau Hans nun mit "Hans" zu sich rief zum erneuten Unterschreiben und an der Kasse mussten wir nun auch nicht mehr wirklich warten, auch hier waren sie beim Aufruf zum anscheinend inzwischen vertrauten "du" uebergegangen und riefen ihn mit "Hans" auf, deutlich billiger war es jetzt auch, also alles gut! ZUM Glueck hat Hans das Mason-Certificado gekauft, sonst wuerden wir wohl immer noch auf den Aufruf an der Kasse warten, denn unser Certificado war ja laengst ueber alle Berge... So wurden wir am Ende persoenlich verabschiedet und vermutlich kennt uns nun jeder Mitarbeiter... 

Und an welcher Stelle dieses etwa anderthalbstuendigen Abenteuers wir Pech oder Glueck hatten, dass kann jetzt jeder für sich bewerten. Wir waren die ganze Zeit recht entspannt und haben eine echt richtig lustige Geschichte fuer die Enkelkinder... Weisst du noch damals, als du das Certificado der Floridianer gekauft hast (und ein Fragezeichen zum Schluss auf dieser Tastatur waere auch schoen gewesen)