Peninsula Valdez

Schließlich erreichen wir die Eingangsstation des Nationalparks "Peninsula Valdez", wir halten im netten Infozentrum, viele Erinnerungen an die vielen Nationalparks in den USA werden wach. Draußen ist es total stürmisch, wir werden nahezu weggeblasen, kleiner Vorgeschmack auf Patagonien. Nach einem kurzen Aufstieg auf den Aussichtsturm zieht es uns ans Ziel, auf den Campingplatz in Puerto Piramides. Auf den letzten Kilometern sehen wir im kargen Buschland der Insel die ersten Guanacos, eine Lamaart. Die hellbraunen Tiere sind irgendwie schlecht getarnt und zu unserem Glück gut zu erkennen.

Kleiner Abstecher zum ersten Beobachtungspunkt führt uns durch irre Landschaft und zu ersten trägen See-Elefanten. Doch bald zieht es uns nach Puerto Piramides, ein kleiner bunter Ort, an manchen Stellen süß gepflegt, an anderen weniger.  Hier starten die whale-watching-Boote. Erinnert etwas an Tobago. Der Campingplatz hinter den Dünen am Strand, ein paar Vereinzelte Mitcamper. Zu Fuß am eigentlich schönen Strand, leider viel Plastikmüll zum Essen ins "Zentrum", Minizentrum. Nett, gemütlich, aber nur Hans Steak überzeugt wirklich.

Am nächsten Morgen endlich mal in Ruhe frühstücken, halbwegs ausschlafen, Zeit haben. Etwas Orga im Minizentrum. Tanken, wo meine Familie mich vergisst, weil ich auch ausgestiegen war und irgendwie keiner bemerkt hat, dass ich nicht wieder eingestiegen bin. Klasse Familie!

Roby Speiser hat alle Unterlagen für die Versicherung gemailt, die müssen wir ausdrucken (lassen), davon einen Teil beidseitig auf grünem Papier. Hans war sehr optimistisch und meinte Tags zuvor, das gehe bestimmt an der Rezeption des Campingplatz. Diese "Rezeption" war eher eine runtergekommene Bushaltestelle, ein kleines schäbiges Steinhäuschen und vor allem vollkommen leer. Also gilts im Zentrum dieses Problem zu lösen. Widerwillig druckt die Dame in der Touriinfo die Zettel, von grünem Papier keine Spur. An wenigen Stellen gibt es WLAN, wo wir versuchen, die Bezahlung der Versicherung zu regeln. Erneut kommt Nils als Helfer in der Not ins Spiel, das bisherige WLAN reicht noch nicht einmal für ein Danke.

Hans will die Ausdrucke abholen, Liska und ich gehen schnell was einkaufen - und wir verlieren Lasse. Der arme Kerl wusste plötzlich nicht mehr, wo wir sind und stand ganz allein in Mini-Downtown. Da überleben wir Buenos Aires und schaffen es nicht, im Mini-Mini-Puerto-Piramides zusammenzubleiben.

Vom Schock erholt machen wir uns auf den Weg zum Punta Norte, wo wir eine großartige Zeit verbringen. See-Elefanten am Strand, die zunächst da liegen wie tot. Doch wir haben in diesem toll gestalteten Nationalpark alle Zeit, um in Ruhe zu schauen und zu beobachten. Herrlich, wie gechillt die Riesen da im Sand liegen und nichts tun oder dann doch mal mit einer Flosse etwas Sand auf sich schmeißen. Nur nicht zu viel bewegen. Dann robbt doch mal einer ein paar Meter durch den Sand, die Fettmassen schwabbeln und ehe wir uns gegenseitig auf diese paar Meter aufmerksam machen können, liegen sie schon wieder bewegungslos im Sand. Ein Baby trinkt bei der Mama, andere streiten, insgesamt überträgt sich die Ruhe vollkommen auf uns. Lasse meint, im nächsten Leben werde er See-Elefant. Wir gehen im niedlichen netten Cafe Kaffee und Kakao trinken, dann geht die Beobachtung weiter. Und wir hoffen, dass mit der Flut auch die Orcas kommen.

Unsere Geduld wird belohnt. Der Ranger, der weiß, dass wir auf die Orkas warten, spricht uns an und teilt uns mit, dass er gute Nachrichten habe, vom Süden nähern sich vier Orcas. Mit Fernglas und dann auch mit bloßem Auge sehen wir mal die Rückenflosse, mal den Blas, ab und zu einen Rücken. Spannend! Kommen sie näher? Eine Bucht zunächst. Die Robben bleiben erstaunlich entspannt. Lasse spricht aus, was wir wohl alle denken. Den Orca wollen wir alle sehen, möglichst nah, gerne auch auf Robbenjagd und gleichzeitig soll er bitte keine der süßen Robben, die seit Stunden unsere Freunde wurden, fressen.  Erst schwimmen die Orcas weg, doch Liska bleibt dran und behält sie im Auge. Und eine gefühlte Ewigkeit später schwimmen zwei Orcas immer näher in unsere Richtung und tatsächlich mit erstaunlicher Geschwindigkeit den ganzen Weg, den wir zum Beobachten immer hin und hergelaufen sind, entlang. Ein lustiges Bild sind auch die Menschen, die mit uns dieses tolle Erlebnis teilen, die jetzt alle parallel zu den Orcas den Weg entlang laufen. Die schwarz weißen Rücken, die immer wieder auftauchen, die Flossen, die Zielstrebigkeit - ein fast irrealer und wunderbarer Anblick, genial!

Irgendwann kommen die beiden zurück und verschwinden wieder aus unserer unmittelbaren Nähe, wir schauen ihnen nach, können uns kaum trennen, das Licht inzwischen wunderschön, die Flut bedeckt alle Felsen, die Robben viel aktiver - ein wunderbarer Ort, einen ganzen Tag zu verbringen. Erfüllt fahren wir zum Campingplatz zurück, kochen Nudeln und lassen den tollen Tag  am kleinen Lagerfeuer ausklingen.