Zwei Tage Panamericana pur


Erst aus Santiago rausgewühlt, nochmal an den Märkten vorbei und neu draufgeschaut, dann Ruta 5 immer weiter und weiter mit einer Pause in Los Vilos am Pazifik. Direkt am Meer sind diverse bunte Fischrestaurants, direkt nebeneinander. Wir fahren vollkommen ahnungslos in die Straße und werden SOFORT überfallen mit Angeboten, Speisekarten, Wortschwallen, jeder will uns als Gast, welch fragwürdige Ehre... zum Glück wissen wir, wo wir hinwollen, wir müssen es nur erst finden. Es stellt sich als gute, sympathische Wahl heraus und wir haben eine schöne Pause.

Weiter geht es bis kurz vor  La Serena an der Pazifikküste. Leider finden wir nichts zum Wildstehen und landen auf einem schönen, aber teuren Platz mit Pool und Strandzugang. Hier haben wir noch einen schönen Nachmittag und Abend. Liska und Hans machen sich an die erste Variante der Dachgepäckreparatur, zwei Nieten sind abgerissen. Hans muss erst einmal wieder das richtige Werkzeug bauen, dann wird neu genietet und als Baumaterial dienen am Ende Stücke einer zerschnittenen Colaflasche.

 Liska und Lasse verbringen eine ganze Zeit im Pool, allmählich kann Lasse wieder mehr machen, doch eine Woche müssen wir noch vorsichtig sein.

Weiter geht's am nächsten Morgen, irgendwie hatte ich von Anfang an das Gefühl, was vergessen zu haben - die Wäscheleine!

Oh nein, voll doof, weil es eine echt richtig gute Campingleine war, andererseits eben auch nur eine Wäscheleine. Wir drehen rum, fahren 25 Kilometer zurück, holen die Leine und zitieren den Rest des Tages das Gespräch, das wir auf der allerersten Abfahrt auf den ersten 25 Kilometern geführt haben. Großartige Familie! Alle retten meine geliebte Wäscheleine, keiner ist sauer und wir haben gemeinsam Spaß mit diesem 50 Extra-Kilometern, abgesehen davon, dass ich mich ärgere, sie hängen gelassen zu haben.

Kaktuswüste bis an den Pazifik, eigentlich cool, aber nach so viel Pampa auch nach 100 Kilometern nicht mehr besonders spektakulär. Kleine Dörfer, zusammengeschusterte Wellblechhütten, alles staubig ohne Ende. Im Auto fliegt das dicke Chemiebuch aus der Bücherkiste raus, wird geopfert, damit nicht alle Bücher restlos einstauben, die Kiste schließt. Das Chemiebuch liegt jetzt oben drauf, hoffnungslos dem Staub ausgesetzt.

Wir verlassen die Küste und fahren dann durch wirklich spektakuläre und sehr abwechslungsreiche Wüstenlandschaften, hohe Berge, enge Täler, weiche Hügel, weite Täler, Serpentinen, Steine, Felsen, Sand und die gesamte Farbpalette an Rot-, Braun-, Gelb-, Orange- und Grüntönen, selbst Blau ist dabei, je nach Uhrzeit alles auch nochmal wieder anders, anders schön. In der unglaublichen Minenstadt Copiapó finden wir einen riesigen Baumarkt, wo Hans u.a. mit Sikaflex und weiteren Nieten das nötige Reparaturmaterial für den Dachgepäckträger findet und wir eine völlig überteuerte "Familienpizza" und eine Portion Ravioli einladen, bevor wir weiterfahren. Kurz vor Antofagasta fahren wir eine kleine Straße links ab in der Hoffnung irgendwo in der Wüste halbwegs unsichtbar sicher und schön stehen zu können. Es gibt schon seit längerem keine Zäune mehr rechts und links der Straßen, so folgt Hans einfach irgendwelchen Reifenspuren ins Gelände  - Hammer! Wir fahren  einfach auf irgendeinen Berg in der rotbraunen Marslandschaft. In der Abendsonne und auch sonst ein Traum! Hier oben zu nächtigen trauen wir uns auch wegen des möglichen  Windes nicht, finden aber weiter unten eine völlig einsame Weite ganz für uns allein. Unglaublich schön! Hans und Liska machen sich an die nächste Dachträgerreparartur mit dem nun erworbenen Sikaflex, Lasse und ich kochen. Ein richtig schöner Abend, an dem Liska und Lasse noch auf eigene Faust durch die Wüste ziehen.