Letzte Höhenakklimatisierung

Auch am nächsten Morgen haben wir es nicht eilig, schlafen halbwegs lange, frühstücken in Ruhe, Liska und Lasse wandern und klettern noch ein Stück den Fluss hoch bis zum Wasserfall, wo auch heute offizielle Führungen entlang gehen. Dann San Pedro voll tanken, die einzige Tankstelle gehört zu einem Hotel und hat zum Glück auch heute offen und genug Diesel. Danach Aduana, wo wir endgültig zugesichert bekommen, dass an der kleinen Grenze die Zollabfertigung erfolgt. Wir kaufen noch mehr Wasser, Kekse, Schokolade. Jeder hat im Fußraum einen 6 Liter Kanister und eine anderthalb Liter Flasche, hinten befinden sich weitere 26 Liter, wird hoffentlich reichen. Wir verlassen San Pedro endgültig und fahren die Straße auf den Altiplano Richtung Argentinien, von der ein kurzer Abzweig zur Grenze nach Bolivien führt. Wir wollen heute tagsüber richtig hoch, bis auf 4800 Meter, um dann noch vor der Grenze auf 4000 Metern übernachten zu können. Auf bolivianischer Seite ist das tiefste 4200 und das ohne Rückzugsmöglichkeit trauen wir uns noch nicht. Die Auffahrt von San Pedro bis auf 4000 Meter geht zügig, schlicht stets bergauf. Das merkt auch das Auto, Hans schafft es kaum mal, im dritten Gang zu fahren, nachdem wir Schwung verloren haben, wird es sogar schwierig, nochmal in den zweiten hochzuschalten. Die Kinder wollen unbedingt die 4000 Metermarke knacken, um endlich die Legitimation zu haben, ein Kokablatt zu kauen, ein Kokabobon zu lutschen. 

 Wir verbringen eine tolle Zeit auf dem Altiplano in einmal mehr grandioser Landschaft, stehen eine Zeit an einer herrlichen Langune mit Vicuñas und Flamingos - nur der Wind nervt. Der Wind ist hier nicht besser als in Patagonien und hier oben auch noch echt kalt. Unten in San Pedro um die 30 Grad, auf 4000 Metern nur noch 12, auf 4800 Metern nur noch 7. In der Höhe bewegen wir uns nur noch sehr langsam, alles ist anstrengend, wir sind etwas kurzatmig. Im Auto ist es gemütlich warm - warum soll man die Anstrengung auf sich nehmen auszusteigen? Doch an der frischen Luft geht es uns dann doch immer besser. Durch das viele trinken muss auch heute ständig einer, also immer wieder raus aus dem Auto, rein ins Auto, Pieseln, Fotos, Lasse und Liska bauen ein großes Steinmännchen - alles hilft, möglichst viele rote Blutkörperchen zu bilden.  Auf dem Hinweg kommen wir an dem Abzweig zur Grenzstation vorbei, auf dem Rückweg auch, den ganzen Tag spielen wir mit dem Gedanken, doch einfach rüberzufahren, es geht ja allen gut.  Hin und her, her und hin und schließlich die gemeinsame Entscheidung, es zu wagen.