Von La Paz zum Titicaca-See

Noch am nächsten Morgen sind wir geschafft, schaffen es aber trotzdem irgendwann Richtung Copacabana aufzubrechen. Die Ausfahrt aus La Paz ist allerdings echt krass! Zwei Stunden Stau und Verkehrschaos auf den Ausfahrtsstraßen, man kann auch bei drei Spuren von der ganz rechten links abbiegen, man kann auch einfach mitten auf der Straße anhalten, Menschen rennen zwischen den Autos rum, selbst Markt passt noch irgendwie dazwischen. Unglaublich und anstrengend.

Irgendwann in schöner Landschaft der erste Blick auf den Titicaca-See. Wir haben es tatsächlich bis hierher geschafft - und wir sind geschafft.

Am Seeufer entlang wohnen überall Leute, weiterhin überall Müll, grüne Landwirtschaft, von Hand bestellte Felder und ganz viele Esel.

Die Straße führt vom Seeufer weg, hoch in die Berge, tolle Ausblicke, tolles Wolkenspiel, das allerdings auch schlechtes Wetter ankündigt,  und wieder hinunter. Wir brauchen eine Tankstelle, wo wir mit Karte zahlen können oder einen Bankautomaten, beides Fehlanzeige. Irgendwann kippen wir einen Reservekanister mit gutem chilenischen Diesel in den Tank und fahren bis zu dem kleinen Ort Tiquina, von wo die nicht sehr vertrauenswürdigen Holz"fähren" die Autos von San Pablo nach San Pedro über die engste Stelle des Titicaca-Sees übersetzen. Zunächst schauen wir uns ein bisschen im dem Trubel in San Pablo um, mal wieder auf der recht erfolglosen Suche nach Essbarem. Ganze Reisebusse werden auf den verwitterten Holzbooten, die in sich bereits verwrungen sind, auf die andere Seite geschippert. Dann wollen wir es selbst auf die "Fähre" wagen, doch nur Hans darf, wir anderen drei müssen ein paar Meter weiter mit einem kleinen Schiff fahren. Am Ende erreichen wir alle einschließlich des Autos sicher San Pedro am anderen Ufer. Immer weiter am See entlang mit schönen Blicken auf den See. Weniger schön: in ganz regelmäßigen Abständen stehen kleine,  aus Stücken und Plastikplanen gebaute Zelte, aus denen heraus und am Straßenrand stehende Kinder betteln. Schrecklich. Liska findet es am schlimmsten und erneut führen wir intensive Gespräche, macht es Sinn, ihnen etwas zu geben? Darf man einfach vorbeifahren? Wie kann man sinnvoll helfen? Warum ist das Leben so ungerecht? ...

Wir erreichen Copacabana, das malerisch in eine Bucht des Sees gebaut ist und mit seinen unverputzten roten Ziegeln in der Sonne leuchtet, deutlich später, als wir eigentlich wollten. Wir fahren in den Ort, wo auch überall Menschen und Markt sind, man eigentlich nicht vernünftig durchfahren kann, wir viel schöner durchlaufen könnten, aber das Auto allein irgendwo stehen lasse  wollen wir auch nicht - leichte Überforderung. Wir bleiben im Auto, Hans holt Geld, dann fahren wir an die Strandpromenade, parken das Auto so, dass wir es sehen können, setzen uns in ein kleines Lokal, bummeln am vollen dreckigen Strand zwischen nahezu ausschließlich südamerikanischen, überwiegend indigenen Touristen entlang, streicheln für fünf Bolivianos Alpacas und Liska und Lasse toben sich in einer dick aufgeblasenen Tonne wie die Hamster auf dem See aus. Ein Stück weiter am Ufer entlang finden wir im grünen und blühenden  Garten eines Hotels einen sicheren und schönen Übernachtungsplatz direkt am See.