Cuenca

In Cuenca gibt es eine englischsprechende Zahnärztin mit gutem Ruf, bei der Hans von Oña aus per Mail für heute um 11 Uhr einen Termin vereinbart hat, um zu besprechen, ob der Zahn nach der peruanischen Behandlung nun noch ein paar Wochen so bleiben kann oder ob doch besser noch was gemacht werden soll.

Da wir inzwischen klar haben, dass wir mindestens noch zwei Nächte bei Pablo und Pablo bleiben werden, bauen wir mal unser Vorzelt auf, womit wir uns einen etwas größeren und vor allem trockenen Bereich schaffen, was sehr gemütlich ist. Eigentlich wollten wir alle zusammen erst zum Zahnarzt fahren und danach Cuenca anschauen. Doch es kommt anders. Beim Frühstück bekommt Liska eine Sehstörung und Hans und ich wissen sofort, das ist Migräne - und wir werfen alle Pläne über den Haufen. Hans fährt zusammen mit Lasse nach Cuenca, Liska und ich bleiben da.

Liska bekommt Kopfschmerzen, ihr wird übel, sie schläft ganz viel. Mir tut der Tag Ruhe auch zunächst gut, meinen Bauch pflege ich mit geriebenem Apfel, zerquetschter Banane und Haferflocken mit Wasser. Hans schickt per Whatsapp einen Zahnarzt-Zwischenstand mit der Info, sie schließen die Wurzelbehandlung ab und er hat dafür um 15 Uhr einen weiteren Termin. Bis dahin schaut er mit Lasse die schöne Stadt an, die beiden gehen was essen und schicken ein paar Fotos.

Liska schläft weiter, mir wird langweilig, ich schreibe ein bisschen Blog, mein E-Reader hat keinen Strom mehr...

Irgendwann wird Liska wach, ihr geht es besser, wir unterhalten uns, machen es uns gemeinsam im Zelt gemütlich, chillen, schlafen beide nochmal...

Hans sitzt inzwischen wieder beim Zahnarzt. Als wir nach anderthalb Stunden immer noch nichts gehört haben, fange ich zumindest an, mich zu wundern. Irgendwann schickt er einen Zwischenstand und dass es noch was dauern wird. Armer Lasse! Beide tun uns leid... wir schauen zusammen einen Film fürs Herz und haben beide Hunger. Hans und Lasse wollten auch einkaufen gehen, weil wir nicht mehr viel haben, und ursprünglich dachten wir ja, die beiden sind nachmittags wieder zurück. Aber das wird nun wohl doch noch dauern. Letztlich sitzt der arme Hans vier (!) Stunden im Zahnarztstuhl und der arme Lasse muss vier Stunden Däumchen drehen bzw. sein Handy leer daddeln.

Als sie endlich zurück kommen, ist es schon dunkel und obwohl der Zahnarzt so viel Zeit in Anspruch genommen hat, alle Läden bereits geschlossen sein sollten, haben sie noch fast alles eingekauft, was auf der Liste stand. Wahre Helden! Hans ist sehr zufrieden mit seiner Behandlung und erstaunlicherweise hat sogar Lasse nach dieser Odysee noch gute Laune.

Da wir noch eine Nacht bleiben, frage ich Papa Pablo am nächsten Morgen nach einer Waschmaschine, die ich vollkommen selbstverständlich nutzen darf und wir waschen alle Dreckwäsche - 25 Minuten, kaltes Wasser, das Ergebnis ist vorhersehbar und trotzdem fühlt die Wäsche sich anschließend besser an als vorher. Da Liska duscht, müssen sie die Waschmaschine stoppen. Da wir aber pünktlich beim Zahnarzt sein müssen, schaffe ich es nicht mehr, die Wäsche aufzuhängen. Für Papa Pablo ist vollkommen klar, dass Patricia, die Haushälterin, das für uns erledigt und selbstverständlich kann all die Wäsche unter der überdachten Terrasse hängen, bis sie trocken ist. Und genauso selbstverständlich kann Sohn Pablo uns alle mit in die Stadt nehmen, er muss sowieso dorthin. Diese Hilfsbereitschaft ist so herzlich, einfach unglaublich schön.

Da Pablo früher in der Stadt sein muss, haben wir noch ein bisschen Zeit bis zum Zahnarzt, und Hans und Lasse zeigen uns schon einige schöne Straßen und Plätze. Es macht Spaß, Neues zu entdecken und endlich mal wieder zu Fuß in das Land einzutauchen, in Kontakt zu kommen, zu sehen, zu riechen, zu spüren und sich zu bewegen. Toll zu erleben, wie selbstbewusst Lasse sich in dieser Stadt bewegt, die er am Tag zuvor ja bereits kennen gelernt hatte.

Beim Zahnarzt bekommen wir auch einen kleinen Eindruck von der extrem extrovertierten Zahnärztin, die mit größter Leidenschaft und - wie Hans erzählt - singend den Zahn repariert. Anschließend beginnt es zu regnen und wir gehen in das Café, in dem Hans und Lasse bereits am Vortag waren. Burger, Taccos und Burritos sind super lecker, und es tut so unfassbar gut, etwas Leckeres, Warmes zu essen, das keine Ähnlichkeit mit Pollo con Arroz aufweist. Es fühlt sich wieder nach Reise mit schönen Erlebnissen und Zeit für Eindrücke und Wahrnehmung an.

Nach dem Essen laufen wir zum Sombrero-Museum, das klein und nett ist. Es gibt einen guten Einblick, wie aufwändig die Herstellung der Panamahüte ist, die gar nicht aus Panama, sondern eben aus Ecuador kommen. Ein Teil der Herstellung findet hier im Museum statt und wir können zuschauen. Natürlich werden hier auch Hüte verkauft und wir haben viel Spaß, verschiedene aufzuprobieren.

Von der Terrasse des Museums werfen wir noch einen Blick von oben auf Cuenca, bevor wir wieder in das Straßenleben eintauchen. Viele, viele Häuser haben wunderschöne Fassaden, die sich alle lohnen fotografiert zu werden. An den Straßen sitzen Cholitas, die Obst, sehr oft Kirschen verkaufen. Der Preis ist allerdings krass. 2,50 Dollar für 500g. Doch auch in der Markthalle ist das Obst teuer oder wir zahlen den Gringo-Preis. Noch einmal kehren wir zur Kathedrale und ihrer schönen Plaza zurück, die eigentlich eher ein Park ist und auch entsprechend Parque Abdón Calderón heißt. Ein Stückchen weiter steigen wir in ein Taxi, das uns zurück zu Pablo und Pablo bringt. Abends sitzen Hans und ich noch eine Zeit lang mit ihnen zusammen im gemütlichen Wohnzimmer am Kamin, freuen uns über die Wärme und schauen gemeinsam auf google-Maps im Großformat Teile unserer Reiseroute und Bilder von  ihren Reisen nach Galapagos und in den Dschungel an. Liska und Lasse spielen mit Mag, dem lieben Golden Retriever, der nachts vor unserem Zelt auf uns aufgepasst hat, bevor auch Liska noch zu uns kommt, während Lasse sich lieber zum Lesen ins Dachzelt legt.

Hätten wir Zeit, würden wir hier noch länger bleiben. Doch am nächsten Morgen packen wir alles ein, hängen unsere gesamte Wäsche ab, bekommen noch frische Milch und nehmen wirklich traurig Abschied von zwei tollen Menschen.