Zu Hause sein fällt schwer - mir zumindest. Zum Glück haben wir noch eine Woche Zeit, anzukommen, erste Freunde zu treffen, Deutsch zu lernen, zumindest zu kapieren, dass es überall verstanden wird und wir doch durchaus genau aufpassen müssen, was wir sagen, uns voneinander entwöhnen, sieben Stunden Zeitverschiebung auszuschlafen, zum Friseur zu gehen, anstehende Arztbesuche zu erledigen, Toilettenpapier wieder ins Klo zu schmeißen, unsere Entschleunigung mit der Umgebungsgeschwindigkeit in Einklang zu bringen ...
So weit der Plan. - Und dann klingelt am Dienstag das Telefon und die Schule ruft an, erkundigt sich nett, wie es war, weiß, dass wir wieder in Deutschland sind und teilt uns freundlich und vollkommen klar mit, dass die Kinder ab sofort zur Schule kommen müssen. Mir bleibt das Herz stehen, die Kinnlade klappt runter, ich verstehe nur Bahnhof, meine Knie werden weich... Das kann doch gar nicht sein. Schließlich haben wir eine Befreiung bis zum 16. Februar, heute ist der 12. Februar. Das spiele keine Rolle, wenn wir in Deutschland seien, müssen die Kinder in die Schule. Während ich vollkommen entsetzt bin, schlagartig aus dem Ausklang eines dreieinhalb monatigen Traumes gerissen und in den Alltag katapultiert, geht Liska fröhlich pfeifend die Treppe hoch, packt ihre Schulsachen für den folgenden Tag und hat mega-gute Laune, freut sich total auf Freunde, Schule, Lehrer... Lasse ist ähnlich entsetzt wie ich und meint lapidar: "Ich kann nicht aufstehen." - Und das ist wirklich hart, wir können vor 3 Uhr nachts nicht einschlafen, müssen aber um 6 Uhr wieder aufstehen. Ob es sinnvoll ist, mit nur drei Stunden Schlaf den Schultag überstehen zu müssen, weckt Zweifel in mir. Kommt es jetzt auf drei Tage Schule weniger an? Die deutsche Bürokratie schlägt zu - mit dem Holzhammer. Wir überlegen kurz, die restlichen Tage in Holland zu verbringen...
Ich bin in erster Linie traurig, traurig, dass uns diese Zeit genommen wird, die zumindest ich noch wirklich gut hätte gebrauchen können. Und wenn wir das gewusst hätten, wären wir noch gar nicht zu Hause, sondern mit Sicherheit noch auf Galapagos. Es war ja Teil des Planes und unserer Organisation, diese Woche noch gemeinsam zu Hause zu haben.
Und so beginnt nur einen Tag später, das Leben zu rasen, in Höchstgeschwindigkeit wie immer... oder doch nicht? Was können wir bewahren von der gewonnenen inneren Weite, der gelernten und inzwischen geliebten (Fast-)Langsamkeit? Und wie lange?