Arabisch

Mega cool. Mit Marokko kommen wir in eine für uns noch völlig unbekannte Kultur, Bilder von 1001 und eine Nacht werden wach, die Idee, dort einen Teppich für unsere neue "Bibliothek" zu kaufen, verwirft Liska mit den Worten "Geht nicht, da gibt es doch nur fliegende Teppiche und den wollen wir hier oben nicht", Fantasien von Gewürzdüften, bunten Märkten, verschleierten Frauen... Und wie werden wir uns in diesem Land verständigen? Landessprachen Arabisch und Französisch und verschiedene Berberdialekte .... Letztere spielen erstmal nur eine sehr untergeordnete Rolle. Aber ein bisschen Arabisch wäre schon ganz gut, ein Straßenschild lesen zu können unter Umständen von Nutzen. Mutig zwei verschiedene Selbstlern-Apps runtergeladen und einfach mal angefangen. Babbel, mit dem ich ja immerhin so erfolgreich Spanisch gerlernt hatte, dass wir eine Blinddarm-OP in Argentinien und diverse weitere Exit-Games managen konnten, bietet leider kein Arabisch an.

Ich bin total motiviert und habe richtig, richtig Lust. Die erste App zeigt mir ein situatives Bild und spricht vermutlich Arabisch mit mir. Ein weiteres Bild mit einer ähnlichen Situation und ähnliche vollkommen unverständliche Laute kommen aus meinem Handy. In schneller Abfolge werden mir weitere Bilder und weitere Lautketten präsentiert. Nach vier Bildern habe ich kapiert, es geht darum, dass ein Mann liest, eine Frau liest, mehrere Männer lesen, mehrere Frauen lesen. Aha. Die Laute heißen wohl ungefähr das. Wortgrenzen absolut nicht erkennbar. Auf den Bildern fünf bis acht eine Frau, die trinkt, Frauen trinken, ein Mann trinkt, Männer trinken - und entsprechende Laute. Vier Bilder mit der Tätigkeit essen folgen, dann Jungen und Mädchen. Ich kriege eine Ahnung, welche Wörter ungefähr was beschreiben könnten. Die Laute auch nur annähernd zu wiederholen, erscheint mir vollkommen unmöglich. Nach ungefähr 16 Bildern Prüfung: Mein Handy spricht Arabisch und ich soll aus einer Auswahl von vier Bildern das richtige anklicken. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 25% könnte man richtig liegen, ich habe am Ende etwa 7% geschafft und bin durchgefallen. Kein Problem. Das nächste Level darf ich trotzdem beginnen. Zu den Bildern sehe ich nun auch noch arabische Schriftzeichen. Das einzige, was ich weiß, ich muss von rechts nach links gucken - das Wort "lesen" zu verwenden, wäre hier völlig vermessen. Bilder, Laute, geschwungene Linien, Punkte, mal unten, mal oben ... 16 Kombinationen und dann wieder Prüfung: Ich höre Laute und soll diese den wunderschönen Linien und Zeichen zuordnen - auch hier vier zur Auswahl, eine Wahrscheinlichkeit von 25%, ich liege wieder drunter. Die App erklärt mir, sie arbeite mit intuitivem Lernen, weil das nachweislich die beste Methode sei, Fremdsprachen zu lernen. Ich vertraue drei Tage drauf und fange immer wieder von vorne an. Was habe ich nach drei Tagen gelernt? Frau heißt was anderes als Mann, Mann was anderes als Männer, Junge was anderes als Mädchen und ein Mädchen was anderes als mehrere. Essen heißt was anderes als trinken, lesen und laufen. Nicht ein einziges Wort, nicht einen einzigen Satz kann ich mir merken, weder in der Zuordnung, noch in der Bedeutung. Muss an der unbrauchbaren App liegen. Ich teste die zweite. Hier muss ich Begrüßungen nachsprechen und meine gesprochenen Laute werden zurück in grüne oder rote Schrift verwandelt, je nachdem inwieweit das Gesagte dem entspricht, was ich sagen sollte. Erster Versuch: alles rot, zweiter Versuch: alles rot, dritter Versuch: halb grün, vierter Versuch: grün - oh, cool, ein Fortschritt, jetzt habe ich es, eine Begrüßung kann ich jetzt aussprechen. Fünfter Versuch: alles rot. Nase voll. Ich wechsle die Strategie. Vielleicht macht es Sinn, erst einmal die Schrift zu lernen. Macht total Spaß! Die Schrift ist super schön, Bögen und Punkte malen eine Freude, auch wenn ich immer versucht bin, den Stift in die linke Hand zu nehmen. Ich fühle mich wie ein Erstklässler, der stolz die ersten Buchstaben auf vorgegebene Linien malt. Genau wie ein Erstklässler laute auch ich meine Bleistiftzeichen jedes Mal mit. Nach drei Tagen kann ich fünf Zeichen, nach sechs Tagen habe ich alle wieder vergessen. Also keine Lernpause mehr, regelmäßig üben, weiß man doch. Nach einer Woche kann ich etwa zehn Zeichen und habe begonnen, einige Zusammenhänge des ganzen zu verstehen, kann Vokalzeichen setzen und aufwändig buchstabieren, nach zwei Wochen kann ich zehn Wörter lesen, schreiben und vielleicht sprechen. -  Für Spanisch hatte ich ein Jahr Zeit und bereits ein Jahr unregelmäßiges Lernen Vorlauf. Mir schwant, ein halbes Jahr Arabisch könnte arg knapp werden.

Babbel-Französisch ist vielleicht weniger orientalisch, aber manchmal hilft es, weniger romantische Wege zu nutzen, um ans Ziel zu kommen. Auf Französich kann ich immerhin schon 289 Wörter bzw. Sätze, darauf lässt sich aufbauen.