Whitehorse


Die Einreise nach Kanada war problemlos, unser mühsames erstandenes ETA mussten wir nur noch abgeben, angeschaut hat es niemand, die ArriveCanApp hat schlicht keinen interessiert, Gepäck kam mit etwas Spannung vollständig, draußen total heiß, eine nette Kanadierin hat an der Taxi-Haltestelle direkt eins für uns mit bestellt. Hotel haben wir als "ranzig" deklariert, waren froh, nur eine Nacht bleiben zu müssen, sind mehr oder weniger totmüde direkt wieder losgezogen, auch um möglichst schnell, möglichst gut die Zeitverschiebung zu verpacken. Erster Blick auf den geschichtsträchtigen Yukon mit beeindruckender Strömung, am River entlang gebummelt sind wir schnell zu der Erkenntnis gekommen, es ist gut, dass wir in Whitehorse nicht länger bleiben, nach drei kleinen abgelatschten Straßen bei Hitze und Sonnenschein und einem Besuch beim historischen Sternwheeler hatten wir im Grunde alles gesehen, kehrten wir noch in einem netten Lokal auf kalte Getränke ein, bevor es uns endgültig umhaute und wir im Hotel in tiefen Schlaf fielen.

Morgens wie erwartet früh wach geworden und nach vielen, vielen Jahren erstmalig wieder bei McDonald's gefrühstückt. Anschließend zu Fuß zu Fraserway, um unseren Camper zu übernehmen. Pünktlich zur Öffnung um 8.30 Uhr standen wir als erste dort auf der Matte und alles schien ungewöhnlicherweise mal nach Plan zu laufen - wenn nicht das Internet im ganzen Yukon ausgefallen wäre. Liska meinte nur lapidar, es sei ja wie zu Hause. Naja, dafür zeigten sie uns unseren Hammer-Camper, der wirklich alle Erwartungen übertrifft, gleich zweimal. Wir sind alle restlos begeistert. Bis 11 Uhr haben wir Zeit, dann müssen wir im Hotel, wo wir unser gesamtes Gepäck zurückgelassen haben, auschecken.Tatsächlich finden sie bei Fraserway einen Weg, uns ein provisorisches Formular unterschreiben zu lassen, so dass wir wirklich endlich unser Abenteuer starten können - naja, fast. Erste Fahrt zum Hotel, um noch rechtzeitig das Gepäck zu holen und einzuladen, auspacken wollen wir später. Doch als wir hinten unsere Kabine öffnen, trauen wir unseren entsetzten Augen kaum. Ein Schrank war aufgegangen und der Eingangsbereich übersät mit weißen Scherben. Genial in die Schränke gestapeltes Geschirr zeugte von enormer Camperkompetenz. Das hätten wir besser selbst gemacht. Die Stapel der Gläser, Tassen und Teller in den anderen Schränken räumten wir erstmal um, nachdem wir eine halbe Stunde lang das Glück der Scherben aufgesammelt und weggefegt hatten.

Nach dieser kleinen Verzögerung hieß der nächste Stop Supermarkt, wo wir mit den freundlichen Worten begrüßt wurden: only    cash! Durch den Internetausfall funktionierten natürlich auch die Kartenlesegeräte nicht. Immerhin gab es in Whitehorse noch die Möglichkeit, ohne Internet an Bargeld zu kommen - bis dahin hatten wir noch keinen einzigen kanadischen Dollar, nur einige US Dollar, mit denen wir zwar hätten bezahlen können, aber das Drama schien ja länger bestehen zu bleiben. Also: Hans und Liska zur Bank, Lasse und ich begannen den Großeinkauf für vier Wochen. Relativ bald waren die beiden mit brauchbarer Kohle zurück und wir füllten gemeinsam den Einkaufswagen mit mehr, als eigentlich reinpasste. Für detaillierte Absprachen hatten wir keine Geduld mehr, so dass wir später feststellten, dass wir nun 2,5 kg Nüsse essen müssen, bis wir nach Alaska einreisen. Spaß machte der Einkauf allerdings nur bedingt, denn die Preise waren jenseits von Gut und Böse und aufgrund des weggeschwemmten Alaska Highway kommen die Waren nur mit großen Lieferverzögerungen an, so dass wir mal wieder mit leeren Regalen und limitierter Kauferlaubnis für Nudeln, Milch, Mehl, Eier,  Klopapier - ja! auch in Kanada scheint man Klopapier zu hamstern - Wasser, Softdrinks ...

Als die Kassiererin am Ende die Summe sagte, hatten wir alle grausame Schmerzen und das Bargeld war quasi alle. Dafür standen wir vor der Frage, wo und wie wir all das Zeug verstauen sollen. Hat aber mit vereinten Kräften und weiterer Zeitverzögerung dann doch geklappt.

Und dann endlich on the road ...