Erster Tag on the road

Nun tatsächlich noch einmal neu geschrieben ... in Stichpunkten ..


"Ranziges Hotel", froh, nur eine Nacht bleiben zu müssen, Frühstück bei Mc Donalds, zum ersten Mal seit 20 Jahren, zu Fuß zu Fraserway, der Vermietstation unseres Campers, 8.30 Uhr pünktlich zur Öffnung als erste dort, nett und freundlich, aber kein WLAN = keine Eingabe unserer Daten möglich = kein Mietvertrag, dafür zeigen sie uns unseren Camper gleich zweimal ausführlich, wir sind alle vier restlos begeistert und falls wir je dachten, unser Hilux sei groß, müssen wir uns geirrt haben, die Motorhaube ist für mich ein Stehtisch auf Kinnhöhe, Fraserway findet eine Sparversion von Papiervertrag, die wir unterschreiben und wir dürfen fahren. Erste Fahrt zum Hotel, Gepäck holen, auschecken, Gepäck nur hinten rein, auspacken später, aber beim Öffnen der Kabine: Schock! Bei geringem schrägen Rumpeln ist ein Schrank aufgegangen, die Scherben der Teller empfangen uns, nach der Beseitigung dieses Glückssymbols stellen wir fest, dass absolute Camperprofis die Schränke eingeräumt haben, Türme von Tassen, Gläsern und Tellern, die ich schon zu Hause kaum gewagt hätte. DAS hätten wir besser direkt selbst gemacht, also Ladungssicherung. Dann Supermarkt, freundliche Begrüßung mit"Cash only", auch hier kein WLAN, im ganzen Yukon keins, bei Reparatur des Alaska Highway wurde das einzige Kabel gekappt, kommt wohl öfter vor, wir haben kein Bargeld, zwei Teams, Hans und Liska holen Geld, Lasse und ich starten den Gigaeinkauf, im Laden Limit auf Klopapier (ja! auch hier!), Mehl, Nudeln, Softdrinks, Wasser, Milch, Zucker ... Bisschen blöd, wenn man größere Mengen wirklich braucht, sehr vertraut, aber hier liegt es aktuell an der Lieferverzögerung durch den kaputten Alaska Highway, Hans und Liska wieder da, packen zu viert den Einkaufswagen voll, auf genauere Absprache hat keiner mehr Bock, bei manchem merken wir, dass ein anderer dasselbe schon eingeladen hat, bei anderem nicht, wir bekommen fast alles, nur kein Bear Spray, nach einer sehr hohen Summe an der Kasse ist das Bargeld wieder alle, verstauen im Auto dauert auch und nun müssen wir bis zur Einreise nach Alaska 2,5 Kilo Nüsse essen... nochmal Geld holen und dann endlich, endlich los. Bei Fraserway haben wir gelernt, der Klondike Highway ist zwar gesperrt wegen der Brände, aber gesperrt, ist nicht gesperrt, manchmal müsse man ein paar Stunden warten, aber dann komme ein Pilot Car und würde einen durch den gefährlichen Abschnitt leiten, wir vertrauen, besser fünf Stunden warten als andersrum fahren und eventuell Verzicht auf den Dempster Highway. Typische kanadische Landschaft, Nadelbäume, sich windende Straße, Seen, Flüsse, grüne Hügel begeistern uns sofort, irgendwann eine Art Roadhouse mit der fetten Schrift "Cold Beer", am Ende erstehen wir runtergefallener Kinnlade und unter großen Schmerzen sechs Dosen für 20 Dollar, die Preise machen wenig Spaß, Stopp an einer Tankstelle, kein Bear Spray, nebenan ein Laden, der alles hat, auch Bear Spray in der verschlossenen Glasvitrine, so groß wie eine Dose Haarspray für 19,99 Dollar, wir zögern, entschließen uns, es zu nehmen, der Scanner an der Kasse sagt 79,99 Dollar. WHAT?!?!? Wir lassen es da, beschließen, auf die Vier-Personen-Strategie zu setzen und erstmal weiterzufahren. Eigentlich wollten wir gar nicht so weit, aber bis zur Straßensperre müssen wir nun unbedingt, wer weiß, wie lange man noch durchkommt. Wir erreichen sie in ziemlicher Einsamkeit und alleine, ein Mann in Warnweste sagt, etwa 30min, kein Problem, im Gegenteil vorsichtige Freude, ich steige aus dem Auto aus, schaue nach hinten, schaue nochmal und nochmal, traue meinen Augen kaum, aber ich sehe in netter Entfernung eindeutig einen Bären und dann sehen wir ihn alle. Er quert ein gutes Stück hinter uns die Straße, schaut zu uns, bleibt vollkommen gechillt, schaut nochmal und verschwindet wieder im Gestrüpp. WOW!!! Ein Bär - am allerersten Tag. Und nach unserer gründlichen Vorbereitung sind wir ziemlich sicher und uns einig, das war ein Schwarzbär. Ein zweites und ein drittes Auto kommen, ein Mann aus Florida, seit neun Tagen unterwegs und von Florida bis hierher gefahren. Smalltalk. Aus 30min wird eine Stunde, die Zahl der Autos erhöht sich auf etwa zehn, das Pilotcar kommt aus der Gegenrichtung, dann geht's los, 60km hinter ihm her, zunächst völlig unspektakulär, doch dann immer mal wieder mehr Rauch und auf einem kurzen Stück tatsächlich auch offene Flammen, dann erreichen wir Stewart Crossing, werden freigelassen und biegen rechts ab in den Silver Trail zu unserem ersten Übernachtungsplatz in der Wildnis.

Wir sind nicht geschrumpft, der ist so groß
Wir sind nicht geschrumpft, der ist so groß