Anchorage

Wir müssen uns tatsächlich den Wecker stellen, damit Liska pünktlich zum Ausritt kommt. Das macht fast inzwischen völlig ungewohnten Stress, klappt aber doch noch. Nach einiger Vorbereitungszeit und Kennenlernen der beiden Mädels, die an diesem Morgen an der Pferderanch sind, startet Liska ihren Traumausritt mit Rebecca bei in diesem Moment immerhin trockenem Wetter. Hans, Lasse und ich erledigen in der Zeit alles, was noch so ansteht: Tanken, Einkaufen, Dumpen, Frischwasser auffüllen. Da wir immer wieder hin- und herfahren müssen, schaffen wir es tatsächlich mehr oder weniger genau pünktlich, um Liska wieder abzuholen. Bei uns hat es durchgängig geregnet. Umso erstaunter sind wir, als wir hören, dass es bei Liska und Rebecca überhaupt nicht geregnet hat und freuen uns total für sie. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht. Doch so ganz glücklich ist Liska mit ihrem Austritt leider nicht, was mir total leid für sie tut. Die Landschaft sei schön gewesen, aber die ganze Zeit nur Schritt bis auf einen kurzen Galopp enttäuschen schon - und das bei einem extra private guide, damit sie nicht in der Anfängergruppe reiten musst, schmerzt doppelt. Und so den Tennessee Walker gar nicht richtig kennenzulernen, war auch doof. Ach Mann ... einfach super schade.

Wir fahren zurück an den Knik River kochen und machen Mittagspause, bevor wir Richtung Anchorage aufbrechen. Lasse und ich hatten Anchorage ganz am Ende unserer Planung noch aus dem Programm geschmissen, um anderswo länger bleiben zu können. Doch schon seit dem Silver Trail sind wir im Grunde zwei Tage vor dem Zeitplan, und bei dem schlechten Wetter kommen wir übereinstimmend zu der Meinung, den Regen ertragen wir bei einem Tag in der Stadt vielleicht besser. Von Palmer nach Anchorage brauchen wir auch nur 45 Minuten, kann man machen. Aber kann man sich auch wirklich sparen. Wir laufen die "wichtigen" Straßen der Downtown ab, denen wir wirklich so gar nichts abgewinnen können, keine schönen Häuser, keine interessanten Gebäude, nur Giftshops. Viele indigene Bettler und Obdachlose werfen Fragen auf. Auch die Mall, in der wir Lust hatten, ein bisschen zu schauen und zu shoppen, ist todlangweilig. Die Stadt ist so dermaßen doof, dass wir auch überhaupt kein Interesse mehr haben, eins der Museen aufzusuchen. Wir suchen im Tripadvisor ein Cafe, das closed ist, das nächste ist eher eine Weinbar, wo wir nicht leckeren Kuchen bekommen, aber keinen Kaffee, irgendwie gibt es nach fünf Uhr keinen mehr. Auch beim zweiten Kurzbesuch in der Mall mit der Idee, dort kurz WiFi zu finden, gibt es im Coffee and Bakery Shop keinen Kaffee mehr. Schnauze voll. Zum Glück hatten wir auf der Hinfahrt einen Bass Pro Shop gesehen. Diese Läden sind einfach gigantische Outdoorshops mit allem, ALLEM, was man für Camping, Hunting, Fishing braucht, inklusive Kleidung. Hinzu kommt, dass die Läden in riesigen Blockhäusern eingerichtet sind, überall gibt es Wildnisdeko mit ausgestopften Tieren, ein riesiges Aquarium, nach dem sich mancher Zoo die Finger lecken würde. Hans und ich kannten die Läden aus den USA und auch mit Liska und Lasse waren wir in Orlando mal dort, als sie noch ganz klein waren und es wirklich wie ein Wildnismuseuemsbesuch war. Das waren mit großem Abstand die besten zwei Stunden in Anchorage, wenn auch am Ende nicht die billigsten. Unglaublich allein die Waffenabteilung, wo Liska sich - mit Lasses Beratung - nach Vorlage ihrer ID mehrere Gewehre zeigen und in die Hand geben lässt. Dieses Thema in den USA ist einfach immer wieder unglaublich. Was wir da mal so eben alles an Waffen hätten kaufen können. Okay, einen backgroundcheck hätten wir passen müssen, aber das ist eben wirklich alles. Amerikaner, die unsere (meine eher nicht) Begeisterung mitbekommen, sprechen uns an und empfehlen uns exakt die uns schon bekannte Shooting Range. Lustig und total nett. 

An das Thema Bären kann man unterschiedlich herangehen, das hatten wir ja bereits gelernt. Aber hier gibt es das Gegenteil von Bear Spray: Spray, das extrem süß riecht und Bären mit großer Reichweite anzieht. Da wir nach wie vor erst den einen am ersten Tag gesehen haben, kommen wir ja einen Moment in Versuchung ...

Um 20 Uhr macht der Laden zum Glück zu. Wir fahren zurück nach Palmer an den Knik River auf unseren bekannten Platz für eine weitere Nacht.

Übernachtungsplatz am Knik River
Übernachtungsplatz am Knik River