Offroad rund um den Jebel Shams

Die Nacht war ganz schön kalt und absolut an der Grenze, nochmal rauszumüssen, um Wärmeres anzuziehen und dickere Schlafsäcke zu holen. Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet. Um 6.40 Uhr ist Sonnenaufgang. Hans und Lasse entzünden mit dicken Jacken und Mützen auf dem Kopf das Lagerfeuer wieder. Die Sonne entzündet zunächst die Gipfel des Jebal Shams und der umliegenden Massive und nach und nach werden die ganzen Felswände immer großflächiger in rotes Licht getaucht. In dieser Stille und der kalten Luft ein wunderbares Schauspiel zum wirklich frühen Frühstück.

Nach dem zügigen Abbau fahren wir tanken und all das einkaufen, was doch noch fehlt, und dann geht es zurück ins Wadi Satahn bis zum Abzweig Richtung Wadi Bani Awf. Wir verlassen den Asphalt und den ganzen Tag windet sich die kleine Straße mal durch enge Schluchten, mal steil hinauf zu grandiosen Aussichten und weiten Blicken. Manchmal fahren wir nah am Abgrund, manchmal ist es so steil, dass wir nicht mehr über die Motorhaube hinweg die Straße sehen können, manchmal ist der Untergrund ziemlich eben, manchmal holprig und steinig, so dass wir nur sehr langsam vorwärts kommen. Macht aber gar nichts, wir haben Zeit. Liska erhält ihre Einführung ins Offroadfahren und meistert eine große Strecke mit Bravour. Hans betreut von der Beifahrerseite. An einem besonders steilen Stück, fragt Liska, die die Straße nicht mehr sieht, wo es denn lang gehe. Hans sieht es auch nicht mehr und erkennt sehr, sehr plötzlich: "Oh!!! Spitzkehre!!! Du musst voll einschlagen!" Ohne groß langsamer zu werden, rangiert Liska gekonnt den Wagen durch die Spitzkehre und wir lachen alle über den arg plötzlichen Moment der Richtungsänderung.

Immer wieder überrascht uns in der Steinweite das Grün der vielen Dattelpalmen und anderer knorriger Bäume, die hier irgendwie leben können. An manchen Stellen sind die Steine so schwarz und zerbrochen, dass es uns an La Palma mit seinen riesigen Lavafeldern erinnert. Es gibt viele Abzweige, manchmal mit Ausschilderungen. Wir navigieren mit dem Offroadführer, GoogleMaps und den Möglichkeiten des I-Overlanders und irgendwie geht es vorwärts. Wir schauen auf die Oase Balad Seet, die von grünen Terrassenfeldern umgeben ist. Oasen entsprechen nicht ganz unseren kindlichen Vorstellungen von fünf Palmen um ein Wasserloch und einer kleinen Hütte. Es sind eher ganze Städte, die sich in der Gegend des Wassers großflächig ausgebreitet haben. Pause machen wir am Snake Canyon an einer wunderschönen Stelle, wo die Palmen am hier trocknen Flussbett stehen, zuerst mit einem Picknick. Ein deutsches Paar zieht in Badesachen los Richtung Canyon, kommt jedoch schon bald zurück mit der Info, dass man nach kurzer Zeit an eine Stelle kommt, wo das Wasser so tief sei, dass man vermutlich durchschwimmen müsste. Das wollten sie nicht, weil das Wasser nicht so einladend aussehe. Das ist der Grund, warum wir es uns einfach machen und gar nicht erst die Badesachen anziehen. Nach wenigen Minuten erreichen wir den engen und sehr malerischen Canyon und dann besagte Stelle, in der das schönste grüne Wasser einladend leuchtet und wir haben überhaupt keine Chance, an dieser Stelle tiefer in den Canyon einzudringen. Noch den ganzen Weg zurück zum Auto überlegen wir, ob wir jetzt doch noch in Badesachen zurückkehren. Am Ende beschließen wir, dass der Aufwand für einen erneuten Versuch zu groß wäre und zu viel Zeit in Anspruch nähme. Wir fahren weiter durch traumhafte Landschaft bei wunderbarem Wetter und finden einen wunderschönen Stellplatz für die Nacht, der uns mit seinem vereinzelten Kameldornbewuchs in der weiten, flachen Landschaft mit Blick auf die hohen Berge am Horizont sehr an Afrika erinnert. Auch heute gibt es Nudeln mit Tomatensauce (und den Beschluss, morgen gibt's was anderes), Lagerfeuer, Sternenhimmel, den der zunehmende Mond leider stark erhellt. Besser gegen die Kälte der Nacht ausgerüstet, gehen wir auch heute früh schlafen, um mit der Sonne wieder aufstehen zu können.