Weihnachten bei Marsawdad

Zum Sonnenaufgang auf der Düne. Heute ist Heiligabend. In einem Land, in dem Weihnachten überhaupt keine Rolle spielt, fehlt auch uns jede Weihnachtsstimmung. Das war in Südamerika vollkommen anders. Dort wurde überall für Weihnachten geschmückt und dekoriert und wir waren ständig an das Fest erinnert und auch irgendwie traurig, so vieles davon nicht leben und erleben zu können. Hier ist es total leicht.

Und doch ist es witzig, dass ausgerechnet heute kurz nach unserem Frühstück am Lagerfeuer ein Pickup vorbeigefahren kommt, ein Mann aussteigt, sich als Mohammed vorstellt, uns von seinen Ziegen und Kamelen erzählt und wir uns einen Moment unterhalten. Der Prophet kam am Morgen des heiligen Abends zu uns.

Ansonsten gibt es von heute nicht allzu viel zu erzählen. Wir fahren rund 400km durch eintönigste Wüste. Ich lese die informativen Kapitel aus dem Reiseführer über die Wüste, die Bronzezeit im Oman und über die omanische Küche vor, wir stoppen in Haima, kaufen ein und essen Shawarma und viel mehr, als wir wollen, wir durchfahren Maquish, das irgendwie eine im Entstehen befindliche Stadt zu sein scheint, in der zahlreiche Häuser und erste Straßen gebaut sind, aber fast niemand wohnt, wir wollen auch nur einen Kaffee, der ist so schlecht, dass wir ihn nicht trinken können. Irgendwann sehen wir viele Kamele, fahren von der Straße ab und näher an die Kamele ran, Fotozeit. Tatsächlich erreichen wir den Abzweig nach Marsawdad und die Landschaft ändert sich. Von einer flachen, weißgrauen, total unattraktiven Einheitsfläche hin zu einer hügeligen Landschaft voller kleiner Sanddünen und Bäumen dazwischen. Wüste, wie man sie sich vorstellt. Und wieder Kamele und eine Kamelfarm, die wir uns kurz anschauen. Das kleinste Kamel ist erst fünf Tage alt, ganz schwarz und super süß.

Ein Stückchen weiter halbieren wir den Reifendruck, denn jetzt geht es durch den Sand zum wieder einmal traumhaften Lagerplatz für die Nacht. Zu Weihnachten haben wir einen wunderschönen Sandkasten bekommen, in dem wir barfuß herumlaufen, uns beim Dünenjumping vergnügen, im Sand liegen, Löcher graben und staunen, wie sich dieser so feine Sand mit seinen ganz runden Sandkörnern verhält. Er hat Eigenschaften einer Flüssigkeit und regt uns zu vielen Spielen und Experimenten an. Die Sonne sinkt tiefer, ihr warmes Licht bietet ein fantastisches Spiel mit Dünen und Sand und ich fühle mich wie Teil meines eigenen Buches vom kleinen Kamel.

Da es Bäume gibt, gibt es auch Totholz und wir lassen auch den Weihnachtsabend bei hellem Mondschein am Lagerfeuer ausklingen.