Von der Rub al Khali nach Salalah

Ich muss morgens zum Sonnenaufgang einfach nochmal barfuß auf die Düne. Als ich wieder runterkomme, teilt Hans mir mit, wir hätten ein Problem. Er habe keinen Topf mehr, um Wasser für einen Kaffee zu kochen. Gemeinsam machen wir den Großabwasch nach der Aktion der Wüstenpfannkuchen. Den guten Campingfilterkaffee gibt es so etwas später. Das Brot scheint endgültig verloren, aber wir haben noch Pfannkuchenreste und Restmüsli. Vorübergehend werden alle satt.

Liska fährt uns aus dem Sand, der Kompressor pumpt die Reifen wieder aus, weiter geht's, heute bis Salalah. Auf dem Weg dorthin suchen wir mehr oder weniger vergeblich noch kleine Highlights am Wegesrand. Auf jeden Fall treffen und fotografieren wir noch zahlreiche Kamele. Hinter Shisr werden mit riesigen Bewässerungsanlagen kreisrunde Felder bewirtschaftet. Ein Teil der Wassersprenger ist immerhin solarbetrieben. Beeindruckend, was Wasser ermöglicht. Die Landschaft wird bergiger, wir sind manchmal nicht sicher, was echte Berge sind und was vielleicht doch Aushub - aber wovon? Doch dann werden es eindeutig richtige Berge und alles ist mit bräunlichem Gras überzogen. Kühe stehen überall in der Landschaft. Es sieht wieder einmal komplett anders aus als alles, wo wir bisher in diesem Land waren. Wir haben die Berge von Dhofar erreicht und kurz danach auch den Bereich, wo die Weihrauchbäume wachsen, deren so wertvolles Gut auf den Handelskarawanen in alle Welt transportiert wurde und auch heute noch wird. Der Bereich, wo sie besonders zahlreich wachsen, hat denselben markanten Stein vor der Tür stehen wie Ubar, der ihn als World Heritage Site ausweist. Entsprechend ist auch hier ein großer Parkplatz für Tourimassen neu angelegt. Eintritt kostet es noch nicht. Wir freuen uns, jetzt sicher zu wissen, wie die Bäume aussehen. Uns reicht das. Über die komplexe Art der Ernte und die Geheimnisse darum, die von Generation zu Generation weitergegeben werden, hatten wir schon auf der langen Fahrt im Reiseführer gelesen und mein Weihrauch fährt ja schon seit Nizwa mit.

Nächstes Ziel "Wasserfall" können wir nicht so ohne weiteres anfahren, da wir von der geteilten großen Straße nicht links abbiegen können, eine Ausfahrt gibt es an der Stelle nicht. Wadi Nadeez mit einem weiteren Wasserfall steht als nächstes auf der Liste. Wir fahren von der Berghöhe runter in ein bewaldetes, aber trockenes Wadi, kommen durch einen sehr ursprünglichen Ort, den ich gemäß der Duolingo-Umschrift als so was wie AtH entziffere, mit barackenartigen Häusern, bei denen nicht so klar ist, wo wohnt das Kamel, wo der Esel, wo der Mensch. Innerhalb der Grundstücke wächst einiges Grünes, unter anderem Bananenpalmen. Auf der Straße treffen wir Esel, die unseren sehr ähnlich sind, und auch Kamele. Die große Moschee passt äußerlich zu den sehr einfachen Behausungen, erfüllt aber hörbar ihren Zweck. Der Ruf zum Gebet hallt auch hier weit durchs Tal. Nach dem Touristenhighlight um den Weihrauchbaum finden wir diesen Abstecher richtig cool. Viele neue Eindrücke und Bilder, Momente und Augenblicke, Schimmer, um mit dem Text meines kleinen Kamels zu sprechen, die wir sammeln. Wir haben tierisch Hunger, halten an einem kleinen Laden, der nicht so richtig was für uns hat, planen zig Mal hin und her zwischen Essengehen in Salalah, Essengehen an der angeblichen Snackbude an Hiobs Grab und selbst irgendwo die Tütensuppen kochen, um abends in Salalah noch schön und authentisch essen zu gehen. Hiobs Grab fällt raus, als wir die kleine Hiobsbotschaft verstehen, dass man es nur von unten, also von Salalah aus anfahren kann. Wir landen an einem Aussichtsbereich mit Kamelen und viel Kameldung, viel Müll und übertriebener Hitze. Im knappen Schatten des Autos verstecken wir uns und kochen schwitzend alle fünf Instantnudelpakete mit Geschmacktütchen. Der Blick über die Ebene von Salalah ist toll, aber mir graut etwas vor der Stadt. Unser Aussichtspunkt ist an der alten Straße, die wir mit GoogleMaps versuchen weiterzufahren. Das riecht nach Abenteuer, der Spaß ist aber schnell vorbei, die Untersetzung geht nicht mehr rein. Ohne trauen wir uns das steile Stück nicht runter. Macht nichts, wir kehren zur echten Straße zurück, fahren das letzte Stück nach Salalah und erkennen, der GoogleMaps-Weg wäre unmöglich gewesen.