Durch die Einöde der Al Wusta

In Shuwaymiya verhindern wir unsere Inhaftierung. Wir lassen unser Auto waschen. Denn fahren mit dreckigen Autos wir in Oman streng bestraft. Nachdem unser absolut staubiges und sandiges Auto jetzt zwei Wochen niemanden interessiert hat, wollen wir es nun nicht länger riskieren. Ehrlich gesagt, suchen wir eigentlich nur nach etwas Beschäftigung und die beiden Männer, die sich der Sache in einer sehr ärmlichen Umgebung annehmen, machen einen sehr ordentlichen Job und wir sie mit 3 OR hoffentlich glücklich.

Danach passiert heute nicht mehr viel. Wir fahren, fahren, fahren, die Landschaft wechselt zu Anfang noch immer wieder ihr Aussehen, aber mit gestern ist es nicht mehr zu vergleichen. Wir müssen einfach erneut durch die Eintönigkeit der Al Wusta, der Mitte. Immer wieder faszinierend sind die Fata Morganas. Luftspiegelungen, die ein bisschen Wasser auf der heißen Autobahn suggerieren, kennt man bei uns ja auch. Hier haben wir wie schon in der Rub Al Khali immer wieder das Gefühl, auf die große omanische Seenlandschaft zuzufahren, die sich dann immer wieder ins Nichts auflöst. Das Gefühl eines Verdurstenden, der sich hoffnungsvoll durch die Wüste schleppt und immer wieder enttäuscht wird, wird gut nachfühlbar. Der Abzweig zu den Pink Lagoons wird nicht belohnt, sie sind trocken, die Flamingos wohnen gerade wohl anderswo.

Für ein Picknick zur späten Mittagszeit, kurz vor dem Verhungern, fahren wir einfach von der Straße ab und durchs Gelände zu einem Baum, in dessen Schatten wir es uns gemütlich machen.

Anschließend geht es durch die Einöde, die so öde ist, dass es auch für eine Zweiöde reicht, weiter. Unser heutiges Ziel ist das Ras Madrakah, das Kap, das am weitesten in den indischen Ozean hineinreicht. Hoffnungsvoll fahren wir einen Overlander-Platz an, der nach Gemütlichkeit, Schönheit, Bucht, Strand, schwarzen Felsen und Fischern klingt. Wir finden genau das, wirklich traumhaft schön, aber vollkommen vermüllt. Plastikflaschen ohne Ende, Schnüre, Seile, Taue, Verpackungen, Tüten, Knochen, Fischköpfe, Deckel ... einfach nur schlimm. Wir müssten uns wirklich mitten in den Müll stellen, um vor der Flut sicher zu sein. Hier mag keiner von uns bleiben, obwohl wir so gern mal angekommen wären. Wir versuchen es an einer anderen Stelle und landen vor einer Baustelle samt deutlichen Verbotsschildern, weiterzufahren. Wiedermal treffen wir auf vier Omanis in einem Wagen, die anhalten, uns ansprechen, wir erklären, wohin wir wollen, sie sagen, wir sollen ihnen folgen. Wir landen an einem deutlich größeren Strand, an dem zahlreiche blaue Fischerboote liegen und finden einen schönen Stellplatz oberhalb des Strandes in den Lavafelsen. Von hier haben wir eine tolle Aussicht über die Bucht und ihr Geschehen. Ein kleiner Pfad führt einmal um den Felsen herum und so finden Hans, Liska und ich Jochen, Jutta, Eva und Annika, die genauso unterwegs sind wie wir, aber von Norden kommen und nach Süden fahren. Wir unterhalten uns eine ganze Weile sehr, sehr nett, tauschen Erfahrungen und Tipps aus. Auch diese Begegnung wertet den heutigen Stellplatz nochmal deutlich auf.

Ansonsten das übliche Ritual: aufbauen, kochen, essen, quatschen, sein, schlafen ...