Handel mit Kameltreiber

Ohne Hunger geht die Rückfahrt aus dem Wadi raus irgendwie deutlich schneller. Uns kommt ein Pickup mit drei Kamelen entgegen. Lasse meint, früher haben die Kamele die Wagen gezogen, heute ziehen die Wagen die Kamele. Der Fahrer führt die Kamele aus dem Wagen heraus am Strick mit sich. Wir grüßen uns, kommen ohne gemeinsame Sprache ins Gespräch, ich frage, ob ich ein Foto machen darf, er gibt klares Einverständnis, ich steige aus, er steigt aus, er ist nur halb so groß wie ich und hat nahezu keinen Zahn mehr im Mund, ich mache ein paar Fotos, wir reden weiter, er Arabisch, ich Englisch, wir beide mimisch-gestisch, unser einziges gemeinsames Wort ist "jamal" (Kamel). Darum verstehe ich, als eins der Kamele seinen typischen Laut von sich gibt, dass er mir erklärt, dass es Hunger habe. Plötzlich verschwindet er in seinem Auto, holt einen ollen Sack heraus und schüttet kleine Korbwaren in den Sand, die er mir offensichtlich verkaufen möchte. Es ist sofort klar, irgendetwas muss ich jetzt kaufen, obwohl ich nichts davon brauche. Es geht um ein kleines Gefäß mit Deckel. Ich frage ihn, wie viel er dafür haben will. Er zeigt 4 OR. Mir fällt der Artikel im Reiseführer zum Handeln am Beispiel des Khanjars ein, über den wir uns kaputt gelacht haben. Ich werde also handeln müssen, obwohl ich das überhaupt nicht kann und noch weniger mag. Ich gebe ihm zu verstehen, dass ich 4 OR nicht zahle. Er macht mir klar, ich solle mit meinen Fingern zeigen, wieviel. Ich zeige 2 OR und er ist auf sympathische Weise einverstanden. Genau wie im Reiseführer beschrieben, bietet er mir nun als preisgünstige Beigabe eins der anderen Teile an, bei denen wir gar nicht wissen, was es sein soll, aber ich lehne ab. Zum Dank darf ich eins der Kamele streicheln. Wir verabschieden uns und ich bin um eine wertvolle Erfahrung reicher und froh, dass ich keins der Kamele kaufen musste.