Offroad im Nirgendwo

Das wegen seiner geschichteten Sandsteinformationen empfohlene Ras Ar Rways steuern wir möglichst küstennah nah an, der Overlander hat eine deutlich erkennbare Straße, wenn man genügend reinzoomt. Well, hier beginnt das Abenteuer. Ohne Straße im Gelände hinter irgendwelchen der vorhandenen Reifenspuren hinterher, möglichst auf der Linie der im echten Leben nur in etwa erkennbaren "Straße" des Overlanders bleiben. Wir kommen mehrmals an vielen der blauweißen Fischerboote, primitiven Behausungen und kilometerweise tonnenweise Müll vorbei. Irgendwann lassen wir lieber wieder Druck aus den Reifen, fahren die unmöglichsten Sandspuren, schaukeln wie eine Nussschale auf dem Ozean mit unserem Wagen durchs Gelände, teilweise fahren wir einfach am Strand entlang, wo der Blick nach rechts megaschön ist und uns der Blick nach links in die Müllkilometer ständig neu entsetzt.


Vielleicht haben wir das mit dem Ras zu wörtlich bzw. zu punktgenau genommen. Genau am Ras treffen wir auf Fischerboote, zwei kleine Jungs, die in riesigen Gummistiefeln, deren Oberkante unter der Wasseroberfläche sind, ein großes Fischernetz aus dem Wasser ziehen - und ihr ahnt es schon - tonnenweise Müll. Im Schatten mitten im Müll ruhen die Fischer. Kein Ort zum Verweilen. Liska navigiert uns mit dem Satellitenbild von Googlemaps durch die von oben erkennbaren Reifenspuren von hier weg in Richtung der eingegebenen Koordinaten des Stellplatzes bei Qahayd. Wir erreichen auf diese Weise die Asphaltstraße und müssen entscheiden: aufpumpen oder weiter Gelände. Zum Aufpumpen hat keiner Bock, wir bleiben im Sand. Das ist der Moment, wo Lasse sich wieder einmal bestätigt fühlt, zur falschen Familie zu gehören. Wieder geht es schaukelnd und kreuz und quer durch tiefe Sandspuren, ein Stück am Strand entlang, abenteuerlich, nur vorwärts geht es sehr langsam. Wir wünschen dem Vermieter viel Spaß beim Auslesen des GPS Trackers.

 Wir müssen vom Strand wieder weg in den Sand und fahren in die hier recht hohen Dünen. Hans driftet, schwimmt und fährt einmal mehr meisterlich - und traut sich nicht mehr so richtig anzuhalten, obwohl wir beschlossen haben, hier irgendwo für die Nacht stehen zu bleiben. Die Dünen sind toll mit ihrem hier und da grünen Bewuchs, der Blick aufs Meer großartig, die Sandstein geschichteten Klippen großartig. Und dann fahren wir uns fest. Noch morgens hatte Hans gesagt, wenn das nicht passiere, habe man seine Grenzen nicht wirklich ausgetestet. Lasse ist total begeistert und spart sich zu sagen, er habe es doch gesagt, gewusst, vorhergesehen, abgeraten. Und nu isses passiert. Mit Spaten und Händen graben wir die Räder wieder frei und Hans fährt den Wagen im ersten Versuch wieder frei. Mit dieser Aktion ist auch klar, wir nächtigen auf einer Erhöhung, von der aus wir abwärts losfahren können, und nicht in einer Senke. Letztlich definieren wir unseren Lagerplatz genau da, wo die Reifenspuren langführen - also mitten auf der Straße.

Wir sind dankbar für den etwas gröberen Sand, der nicht so sehr fliegt und auch weniger klebt als der feine der Sugar Dunes. So steht dem zweiten Wüstenpfannkuchenabend nichts mehr im Wege.


Bei den zahlreichen Sonnenuntergängen auf dieser Reise haben wir oft an den kleinen Prinzen gedacht, der auf seinem Planeten immer nur geringfügig seine Position verändert, um den nächsten Sonnenuntergang anschauen zu können. Er muss hier irgendwo sein, denn als es dunkel ist, läuft der Fuchs ganz nah an Liska vorbei und schaut später auch nochmal bei Hans und mir vorbei, als wir gemütlich im Bodenzelt liegen.