Die letzten Stunden

Im Gegensatz zu Liska und Lasse reicht Hans und mir das Chillen recht bald und wir laufen einfach mal los. Die Corniche entlang, noch um die nächste Ecke schauen, ach, ein Stückchen weiter geht zumindest im Schatten noch, wir erreichen eine kleine Parkanlage, in der auf einem Hügel ein überdimensionierter Weihrauchbrenner wie ein Ufo über die Stadt schaut. Ihn hatten wir schon an unserem ersten Tag in Muscat in der Ferne leuchten gesehen und man kann ihn auch besteigen kann, um von oben herunterzuschauen - nur heute leider nicht. Wir gehen einfach immer weiter, erreichen ein riesiges Stadttor und kommen nach Alt Muscat. So alt ist es heute nicht mehr. Hier stehen viele Regierungsgebäude und auch der Sultanspalast, den man aber nur von außen bestaunen kann. Überall ist absolut tote Hose, nahezu keine Menschen unterwegs, keine Läden, keine Cafés oder irgendetwas Einladendes - nichts außer einem weiteren riesigen Forts, schicken weißen Häusern mit Springbrunnen davor und natürlich Moscheen. Zurückzulaufen haben wir keine Lust und lassen uns von einem Taxifahrer, der sowieso zu unserem Hotel fährt, zu "pay what you want" zurückfahren. Von ihm lernen wir, dass die beiden Kreuzfahrtschiffe, die da noch genau wie an unserem ersten Tag vor Mutrah liegen, dem Sultan gehören. Nicht schlecht, zwei eigene Kreuzfahrtschiffe ... stellt sich auch kaum die Frage, wofür. Wir sammeln Liska und Lasse ein und ziehen gen Souq, um in dem in unseren Reiseunterlagen angepriesenen Saftladen, einen Saft trinken zu gehen. Um diese Zeit ist im Souq nicht viel los, ein paar Angebote "Kashmir, Pashmina" - eins der häufigen Insider-Zitate unserer Reise - erreichen uns trotzdem. Den Saftladen finden wir leider nicht, dafür findet Hans einen Gewürzladen, in dem ich - tatatataaa - tatsächlich Bizarat Omani bekomme und mich total freue. Und das nicht für 120 Euro, die der Wahnsinnige in Dubai auf dem Fake-Souq für 200g Chicken Masala haben wollte, sondern für einen vollkommen entspannten Preis von knapp 2 Euro. Auf dem Weg zu einem anderen Saftladen schallt es weiter in unsere Ohren "Kashmir, Pashmina", "Weihrauch, Frankinsence" und als einer kapiert, dass wir Deutsch sprechen, ruft er hinter uns her "nur gucken!" Und kurz danach : "Gucken kost nix!" Da müssen wir dann doch lachen und zitieren es noch viele Male. Unser letzter frischer Saft im Oman ist super lecker. Zurück im Hotel geht's ans letzte Packen. Abends, als es weit mehr lohnt, ziehen Liska und ich noch einmal allein zum Souq, der Bedarf der Männer an "Kashmir, Pashmina" ist gedeckt. Auch wenn genau dieses Angebot und auch des "Weihrauch, Frankinsence" immer noch arg groß ist, macht es total Spaß, nochmal all die Eindrücke, Bilder und Gerüche aufzunehmen und zu inhalieren, durch die Läden zu stöbern und uns in den unzähligen engen Gassen zu verlaufen. Dadurch landen wir auch in Gegenden, wo "Kashmir, Pashmina" keine Rolle mehr spielt und keine weiteren Touris mehr sind - nur noch omanische Frauen in Hijabs, manche von ihren Männern begleitet. Liska ersteht noch eine Hose und handelt für mich einen kleinen Weihrauchbrenner runter, als ich völlig überfordert bin und dann müssen wir den Souq verlassen, um pünktlich mit Hans und Lasse zum Abschiedsessen gehen zu können. Im Bait al Lubnan lassen wir unsere großartige Reise bei leckerem Essen noch einmal Revue passieren, wiederholen die vielen lustigen Zitate, lachen über zahlreiche Erlebnisse und schauen auf all das, was zu Hause auf uns wartet und vor uns liegt - und das ist wahrlich nicht wenig.

Nach wenig Schlaf holt uns um 2.30 Uhr ein Fahrer ab und bringt uns zum Flughafen, von wo aus wir über Doha einen sehr entspannten Rückflug haben und uns mittags bei 34 Grad Temperaturunterschied in einer völlig anderen, aber weit vertrauteren Welt wiederfinden.